Seit dem März 2025 ist unter europäischen Industrieunternehmen eine spürbare Verunsicherung zu beobachten. Die neue Zollpolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump konfrontiert deutsche Unternehmen in der Automobil- und Maschinenbaubranche mit einer Vielzahl von Herausforderungen. Mit der Implementierung eines 25-prozentigen Einfuhrzolls auf Fahrzeuge und Fahrzeugkomponenten aus Europa sowie der Erhebung zusätzlicher Zölle auf Stahl und Aluminium, adressiert die US-Regierung gezielt die Schlüsselindustrien der EU. In der Folge wurde ein allgemeiner Einfuhrtarif von 10 % auf alle übrigen Importgüter aus Europa eingeführt. Ausnahmen bestehen lediglich für jene Länder, die in der Lage sind, Handelsdefizite mit den USA auszugleichen.
Die politische Begründung ist evident: Die neue US-Regierung strebt eine Reindustrialisierung des Landes sowie den Abbau chronischer Handelsdefizite an – auf Kosten transatlantischer Wirtschaftspartner. Für europäische Unternehmen, insbesondere solche mit starker Exportausrichtung, resultieren aus der steigenden Inflation, den gestörten Absatzkanälen und der wachsenden geopolitischen Unsicherheit signifikante Herausforderungen.
In besonderem Maße betroffen ist die deutsche Automobilindustrie. Im Jahr 2024 wurden allein aus Deutschland Waren im Wert von 44,7 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten von Amerika exportiert. Dieser Wert entspricht einem Anteil von 13,1 Prozent an den gesamten deutschen Autoexporten. Es ist evident, dass renommierte Marken wie Porsche, BMW und Mercedes-Benz einen signifikanten Teil ihres globalen Absatzes in den Vereinigten Staaten erzielen. Dieser Anteil beläuft sich in einigen Fällen auf über ein Viertel. Die neuen Zölle resultieren in unmittelbarem Preisdruck, da die Hersteller entweder höhere Kosten an die Kunden weitergeben müssen oder ihre eigenen Margen reduzieren. Die Thematik der Produktionsverlagerungen in Drittstaaten, beispielsweise in Richtung Mexiko oder Asien, wird derzeit diskutiert. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass solche Verlagerungen mit Investitionen und einem gewissen Zeitaufwand verbunden sind. Der VDA spricht bereits von einem “fundamentalen handelspolitischen Einschnitt”.
Auch der Maschinen- und Anlagenbau, ein weiteres Herzstück deutscher Industriekompetenz, ist von den Auswirkungen des Wandels betroffen. Die Vereinigten Staaten stellen traditionell den größten Exportmarkt für Maschinen “Made in Germany” dar. Bereits im Jahr 2024 war ein Rückgang der Ausfuhren um 5 % zu verzeichnen, was insbesondere auf die schwächere Nachfrage zurückzuführen ist. Die Implementierung neuer Zölle könnte diesen Trend potenziell verstärken. Der Branchenverband VDMA prognostiziert für das Jahr 2025 einen Rückgang der Produktion um 2 %. Für eine Vielzahl von mittelständischen Unternehmen, die einen hohen US-Anteil an ihren Umsätzen aufweisen, stellt dies eine substanzielle Bedrohung dar.
Auf europäischer Ebene herrscht Bewusstsein für die Dringlichkeit der Situation.
Die EU-Kommission hat eine 90-tägige Pause in der Verhängung von Gegenmaßnahmen verkündet, um einen Raum für Verhandlungen zu schaffen. Parallel dazu werden Vergeltungszölle auf US-Produkte im Wert von bis zu 26 Milliarden Euro vorbereitet. Diese Zölle könnten Konsumgüter wie Motorräder, Jeans und Bourbon betreffen. In einem parallel unterbreiteten Vorschlag plädiert die EU für ein “Zero-for-Zero”-Modell, also einen gegenseitigen Abbau aller Industriegüterzölle. Es besteht Unsicherheit bezüglich des Erfolgs dieses diplomatischen Vorgehens, da die handelspolitischen Pläne der Regierung unter Donald Trump strategisch auf lange Sicht ausgelegt zu sein scheinen.
Die makroökonomischen Folgen für den europäischen Raum sind bereits absehbar.
Gemäß den Prognosen von Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der Europäischen Kommission ist mit einem potenziellen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts der Europäischen Union (EU) zwischen 0,5 % und 1,0 % zu rechnen. Sollte keine Einigung erzielt werden, ist mit einer Wachstumsdelle zu rechnen, die wiederum Auswirkungen auf Investitionen, Beschäftigung und Standortentscheidungen haben könnte.
In diesem komplexen Umfeld stellt sich für viele Unternehmen die zentrale Frage, wie auf die geopolitische Unsicherheit reagiert werden kann, ohne dabei die Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.
Aus strategischer Perspektive ist es von entscheidender Bedeutung, Handlungsfelder klar zu identifizieren und diese gezielt umzusetzen. Hierzu zählt etwa ein widerstandsfähiges Lieferkettenmanagement, das alternative Absatzmärkte und Lieferstrukturen berücksichtigt. Auch die digitale Transformation gewinnt weiter an Signifikanz, nicht nur zur Effizienzsteigerung von Prozessen, sondern auch zur Beschleunigung der Reaktion auf Marktveränderungen.
Für den industriellen Mittelstand empfiehlt sich in dieser Phase insbesondere der Einsatz erfahrener Interim Manager, um kritische Transformationsphasen zu begleiten oder kurzfristige Vakanzen zu überbrücken. Für Unternehmen, die bislang in hohem Maße vom US-Markt abhängig waren, empfiehlt sich eine Überprüfung ihrer Vertriebsstrategien sowie eine Analyse potenzieller Diversifizierungsmärkte.
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