IAA Mobility 2025: Europas Antwort im globalen Wettlauf der Innovationen

Wie zwei Leitmessen in 2025 den Takt für Europas Automobilindustrie vorgeben

Einleitung: München im Zentrum der automobilen Transformation

Die IAA Mobility 2025 in München (9. bis 14. September) ist mehr als eine Automesse; sie ist die strategische Antwort der europäischen Automobilindustrie auf die globale Disruption, insbesondere aus China. Unter dem Claim „It’s All About Mobility“ vollzieht die Veranstaltung den Wandel von einer reinen Produktschau hin zu einer umfassenden Mobilitätsplattform, die den Dialog mit der Gesellschaft sucht.

Die IAA 2025 im Überblick: Fakten, Zahlen und Leitthemen

Mit über 500.000 Besuchern und rund 750 Ausstellern festigte die IAA 2025 ihr Konzept als führende Mobilitätsplattform. Über 350 Weltpremieren unterstrichen die Innovationskraft der Branche. Die inhaltliche Ausrichtung wurde durch vier Leitthemen definiert: Mobility, Technology, Sustainability und Smart Infrastructure.

Das Konferenzprogramm offenbarte einen fundamentalen Machtwechsel: Neben CEOs von Fahrzeugherstellern traten prominent Führungskräfte von Halbleiterfirmen (Arm, Infineon, Qualcomm), Softwareunternehmen und Daten-Spezialisten auf. Dies signalisiert, dass die Kerninnovation zunehmend von der Ingenieurskunst in Richtung Silizium, Code und Daten wandert. Das Auto wird zu einer vernetzten Computerplattform auf Rädern.

Innovationstreiber im Fokus: Die technologischen Highlights

Drei technologische Megatrends kristallisierten sich heraus: das softwaredefinierte Fahrzeug (SDV), die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) und eine Neubewertung von Antriebsstrategien.

· Software-Defined Vehicle (SDV): Der Wandel zum SDV war omnipräsent. Mercedes-Benz positionierte sein Betriebssystem MB.OS als zentrales Nervensystem zukünftiger Modelle. Der Halbleiter-Spezialist Arm fasste den Wandel zusammen: Die Zukunft ist „Software-Driven, AI-Defined“.

· Batterie und Nachhaltigkeit: BMW stellte serienreifes bidirektionales Laden (Vehicle-to-Grid) vor. VW präsentierte seine neue Einheitszelle für kommende Kleinwagen. Themen wie Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Materialien (z. B. das erste zertifizierte vegane Interieur von Mercedes-Benz) rückten ebenfalls in den Fokus.

· Das Comeback des Hybriden: Inmitten des Elektro-Narrativs feierte der Hybridantrieb eine strategische Rückkehr. Porsche (911 T-Hybrid), Audi (Q3 Plug-in-Hybrid) und Renault (Clio Vollhybrid) zeigten neue Modelle. Dies ist keine Abkehr von der Elektrifizierung, sondern eine realistische Anpassung an Marktgegebenheiten und eine profitable Brückentechnologie in einer komplexen Transformation.

Deutsche Hersteller im Rampenlicht: Zwischen Tradition und Transformation

Die deutschen Premiumhersteller nutzten die IAA für fundamentale „Resets“ in Architektur, Software und Design.

· Volkswagen-Konzern: Mit der Weltpremiere der „Electric Urban Car Family“ (u. a. ID. CROSS Concept und ID. Polo) zielt VW darauf ab, Elektromobilität zu demokratisieren. Ein Einstiegspreis von rund 25.000 Euro soll E-Autos ab 2026 für den Massenmarkt erschwinglich machen.

· BMW: Die „Neue Klasse“ markiert einen radikalen Neuanfang. Die von Grund auf neu entwickelte, rein elektrische Plattform debütierte im BMW iX3. Zentrale Innovationen sind das BMW Panoramic Vision (eine Projektion über die gesamte Windschutzscheibe) und das neue Betriebssystem.

· Mercedes-Benz: Die Marke definiert Luxus im digitalen Zeitalter neu, mit dem Ziel, die Kontrolle über das digitale Ökosystem im Fahrzeug zu erlangen. Das eigenentwickelte Betriebssystem MB.OS ist das Herzstück dieser Strategie. Die Premiere des vollelektrischen GLC schloss eine wichtige Lücke im Portfolio.

· Audi & Porsche: Audi präsentierte mit dem Concept C eine neue, radikal vereinfachte Designphilosophie der „Klarheit“. Porsche schlug mit dem neuen 911 Turbo S und seiner T-Hybrid-Technologie eine Brücke zwischen der Performance-Tradition und einer elektrifizierten Zukunft.

Der Blick nach Osten: Ein Vergleich mit der Auto Shanghai 2025

Der Vergleich mit der Auto Shanghai offenbart zwei unterschiedliche Geschwindigkeiten und Philosophien. Während die IAA einen breiten Mobilitätsdiskurs führt, demonstriert Shanghai die unerbittliche Geschwindigkeit der chinesischen Industrie.

Chinesische Hersteller definieren „Premium“ zunehmend über Software, Displaygröße und KI-Assistenten. Sie positionieren ihre Fahrzeuge als „Smartphones auf Rädern“. Die Beziehung zwischen deutscher und chinesischer Industrie lässt sich als „Collabollision“ (Kollaboration und Kollision) beschreiben. Einerseits herrscht harter Wettbewerb, andererseits sind strategische Partnerschaften zur Beschleunigung der eigenen Transformation unerlässlich (z. B. VW mit XPeng, Audi mit SAIC).

Zusammenfassung: Die wichtigsten Erkenntnisse der IAA 2025

Die IAA 2025 markierte die entschlossene Antwort der deutschen Hersteller auf die globale Disruption. Der Fokus liegt nun auf fundamentalen Neuanfängen, der Beherrschung von Software und einer pragmatischen Antriebsstrategie.

Die wichtigsten Innovationen im Überblick:

1. Demokratisierung der E-Mobilität: VW zielt mit seiner „Electric Urban Car Family“ auf das Preissegment unter 30.000 Euro.

2. Der Plattform-“Reset”: BMWs „Neue Klasse“ ist ein radikaler technologischer Neuanfang.

3. Software als Kernprodukt: Das Mercedes-Benz Betriebssystem MB.OS unterstreicht den Wandel zum software-zentrierten Unternehmen.

4. Das Comeback des Hybriden: Hybride etablieren sich als wichtige und profitable Brückentechnologie.

5. “Collabollision” als neue Realität: Strategische Partnerschaften zwischen deutschen und chinesischen Firmen sind entscheidend.

Die IAA 2025 hat gezeigt, dass die deutschen Hersteller den Kampf angenommen haben. Die entscheidende Frage wird sein, ob die nun vorgestellten Strategien schnell genug umgesetzt werden können, um dem globalen Innovationstempo standzuhalten.

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